Lois Wagner

LOIS WAGNER, Vienna

Wer einmal die Gelegenheit hatte, ein spätantikes oder frühmittelalterliches Mosaik aus allernächster Nähe zu betrachten, wird festgestellt haben, dass die aus größerer Entfernung glatt wirkende Oberfläche eine völlig chaotisch wirkende Struktur aufweist, da keine zwei Steine miteinander eine ebene Fläche bilden. Es war die große Kunst der Mosaikleger, die Steine in solche Winkel zueinander zu legen, dass auf eine bestimmte Entfernung hin der Eindruck von Tiefe des Raumes und Volumen der Körper entsteht und die von Stein zu Stein unterschiedliche Lichtbrechung dieses unvergleichliche Leuchten und Schweben hervorbringt, welches die Meisterwerke der Mosaikkunst auszeichnet.
Dabei ging es den frühchristlichen Künstlern nicht mehr, wie ihren hellenistischen und römischen Vorgängern, um die Perfektion eines Illusionismus, sondern um die Transzendenz des Dargestellten, dem – bis in die hochmittelalterliche Glas- und Wandmalerei – die Projektionsfläche einer “Stadt Gottes“ hinterlegt ist. Eine solche Stadt, ihre Gebäude und ihre Bewohner, mussten aus sich selbst heraus sichtbar gemacht werden, also leuchten, und selbst in einem dunklen Kirchenraum noch ihre Wirkung entfalten. Die Mosaike wurden nach vagen Vorzeichnungen frei gelegt; man wußte worauf es ankam. Wagner montiert seine Hölzer wie die Mosaikkünstler ihre Steine, seiner Vorstellungskraft folgend, sowohl in Bezug auf das Ab-/Gebildete als auch die Wirkung. Das verwendete Schwemmholz bezieht er vorzugsweise aus der Ybbs, dem Fluß, der seine Heimatstadt Ybbsitz durchfließt. Bearbeitete Stücke finden sich zwischen rohen Ästen, jedes schließt seine unbekannte Geschichte ein. Dem alchemistischen Prozess der Glaserzeugung, der das Rohmaterial für die Herstellung der Mosaike hervorbrachte, entspricht die – ebenso alchemistisch aufzufassende – Tätigkeit des Flusses, der das Rohmaterial Holz in sich aufnimmt, selektiert, transportiert, verändert, wieder ablädt.
Diesem scheinbaren Chaos wohnt eine Ordnung inne, die so beschreibbar wäre: Über das tatsächliche, von Menschen geschaffene Chaos der Welt tröstet uns die scheinbare Ordnung der Kunst hinweg.
Peter Zawrel
Katalog: “Sternstaub“ Lois Wagner

 

10 „Sturm“, 245 x 95 cm, Holz und Öl_800_2
„Sturm“, 245 x 95 cm, Wood and Oil – Not available

Dachstein_2_0779_800
„Dachstein“, 40 x 65 cm, Wood and acrylic – Sold

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„Gesäuse“, 25 x 80 cm, Wood and Acrylic

Wolkenstäbe_1_600_3
„Wolkenstäbe 1“